Die Geschichte von den zwei Wölfen

Die zwei Wölfe

Der alte Cherokee Großvater saß mit seinem Enkel am prasselnden Lagerfeuer. Still und erschöpft nach einem langen Tag beobachteten sie das Feuer.

»Schau, Großvater, wie die Flammen tanzen. Sie stoßen in die Dunkelheit vor, als ob sie die Schwärze vertreiben wollten.«

»Sie kämpfen miteinander, so wie unsere beiden Wölfe«, erwiderte der Großvater.

»Welche Wölfe?«, fragte der Enkel neugierig.

»Jeder von uns trägt zwei Wölfe in sich. Einen Weißen und einen Schwarzen. Der weiße Wolf lebt von Zuversicht, Liebe, Freude und Gerechtigkeit, von all unseren guten Eigenschaften.«

»Und der Schwarze?«

»Er lebt von unseren Ängsten, von unserer Wut, der Gier und Eifersucht. Der weiße Wolf ist wie die hellen Tage, der Schwarze wie die dunklen Tage im Leben. So wie die Flamme die Dunkelheit bekämpft, so ringen der weiße und der schwarze Wolf Tag für Tag miteinander.«

Nachdenklich schaute der Enkel in die Flammen. »Welcher gewinnt, Großvater?«

»Der, den du fütterst!«

Nach einer Pause erklärte der Großvater weiter: »Solltest du nun versuchen, den schwarzen Wolf einfach zu ignorieren«, fuhr der Großvater fort, »so wird er wild und hungrig werden. Dann wird er hinterlistig werden und dem weißen Wolf auflauern. Hörst du ihm aber zu und beachtest ihn – mehr ist meist gar nicht nötig – dann ist er glücklich. Rede mit ihm! Dann wird der schwarze Wolf ruhig und er wird dir seine guten Eigenschaften zeigen, wie Beharrlichkeit, Willensstärke und starke Intuition. Dem weißen Wolf wird es so ebenfalls gut gehen. Der weiße Wolf braucht den schwarzen Wolf an seiner Seite.«